Heute möchte ich dir ein paar Tipps mitgeben, die du unbedingt beachten solltest bei deiner Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz: BU).
Als erstes schauen wir uns mal an, was deine Arbeitskraft eigentlich so wert ist.
Hast du eine grobe Vorstellung?
Das kann man sich super easy auch mit einer groben Faustformel ausrechnen:
Dein aktuelles Einkommen aufs Jahr gerechnet
x deine restlichen Arbeitsjahre bis zu Rente
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= Wert deiner Arbeitskraft.
➠ Das ist eine grobe Faustformel, da du ja durch Weiterbildungen und Schulungen dein Know-How ausweiten kannst und eine besser bezahlte Stelle bekommen könntest oder aber auch einfach durch die Gehaltssteigerungen über die Jahre hinweg mehr Geld bekommst; oder aber du vielleicht nochmal ein Sabbatical oder ein FSJ oder FÖJ machen möchtest. Daher folgt auch Tipp Nr. 1:
Sicherer dein Einkommen bedarfsgerecht ab oder zumindest deine Fixkosten + 10-20% Puffer.
Durch Nachversicherungsgarantien und Dynamiken kannst du deinen Versicherungsschutz über die Jahre hinweg steigern.
Die Dynamiken sind eine Chance für dich, OHNE ERNEUTE GESUNDHEITSPRÜFUNG deinen Versicherungsschutz zu erhöhen! Das ist Gold wert! Solltest du inzwischen gesundheitliche Wehwehchen bekommen haben, kann es schwer oder unmöglich werden, den einst abgeschlossenen Versicherungsschutz nach oben anzupassen. Durch die Dynamik passiert das ohne erneute Gesundheitsprüfung und ganz automatisch, je nachdem, was du abgeschlossen hast – jedes Jahr oder alle zwei oder alle drei Jahre.
Auch aus Sicht der Inflation und den damit verbundenen steigenden Preisen, steigen auch deine Fixkosten und dein Absicherungsbedarf.
Du siehst: eine sinnvolle und tolle Sache.
Sollte der Schutz mal wirklich zu hoch werden oder du es finanziell nicht mehr stemmen können, kannst du die Dynamik auch mal aussetzen oder auch bei Bedarf rauskündigen (immer mit dem Berater besprechen, ab wann das genau Sinn macht).
Ja, es gibt schwarze Schafe auch bei uns in der Branche.
Und das viele. Und so sehe ich auch viele nicht bedarfsgerechte Versicherungen.
Das macht mich wütend. Sehr wütend.
Denn oft wird hier Schindluder mit der Vertragslaufzeit getrieben, um den Beitrag klein zu halten.
1) Vertrag ist nur auf 10 Jahre Laufzeit abgeschlossen.
Kundin ist aber krank geworden und kann keinen neuen Versicherungsschutz danach abschließen.
Verlängern des ursprünglichen Vertrages ist nicht möglich. Wäre ein Neuabschluss möglich gewesen, hätte der Vermittler 2x Vermittlerprovision kassiert und die Kundin bei Vertrag Nr. 2 einen deutlich höheren Beitrag, als wenn Sie den ursprünglichen Vertrag bis zum Renteneintritt abgeschlossen hätte.
2) Der Versicherungsschutz vom Kunden läuft bis zum 60 oder 62. Oder 63. Lebensjahr.
Das drückt den Beitrag immens. Denn je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten, altersbedingten Unfällen und damit eine Auslösung einer Berufsunfähigkeit.
Hier muss ganz klar kommuniziert werden:
Bestehen genug Rücklagen, um die Zeit zu überbrücken?
-Ja: Dann kann der Versicherungsschutz von der Laufzeit auch früher enden.
-Nein: Dann ist es fahrlässig den Versicherungsschutz hier früher enden zu lassen.
Denk immer dran: Ausnahmen bestätigen die Regel!
Ich habe ein Kundenpärchen, was mir ganz klar bestätigt hat, dass sie mit dem 60. Lebensjahr auswandern werden und in dem Land deutlich niedrigere Lebenshaltungskosten haben werden. Ihre Rücklagen sind vorbildlich und Ihre Planung ist gut. Daher kann man hier ruhigen Gewissens, nach ausführlicher Beratung, auch den Versicherungsschutz mit dem 60. Lebensjahr enden lassen.
Das Bewusstsein dafür, wie wichtig dieser rudimentäre Einkommensschutz wirklich ist, kommt bei den meisten recht spät. Leider erlebe ich auch immer wieder, dass es dann ZU SPÄT ist.
Folgende Faktoren beeinflussen den Beitrag und Versicherungsschutz:
➠ 1) Dabei ist immer nur der Beruf bei Antragstellung ausschlaggebend.
Solltest du später einen gefährlicheren, risikoreicheren Job ausüben, wirst du von der Versicherung nicht „bestraft“ mit einem steigenden Beitrag. Solltest du jedoch einen risikoärmeren Beruf mal ausüben, melde das unbedingt nach! Es kann hier zu einer Beitragssenkung kommen.
➠ 2) Schließt du also deine BU-Versicherung als Student oder Azubi ab, bist du in einer sehr niedrigen Gefährdungsgruppe -genannt Berufsgruppe „A“ und bekommst den günstigsten Beitrag, der möglich ist.
Bist du erst einmal ausgelernt und berufstätig, kann das schon anders aussehen.
Beispiel: Meine Polizeikommissarin, bei der ich den Schutz gerade erst überprüft habe, ist Berufsgruppe >B< und zahlt daher schon einen höheren Beitrag, als sie hätte müssen, wenn sie die Versicherung als Studentin abgeschlossen hätte.
➠ 3) Gesundheitszustand:
Je jünger wir den Versicherungsschutz abschließen, desto gesünder und unbeschwerter sind wir in der Regel. Streichen die Jahre erst einmal ins Land, kommen Rückenschmerzen durch einen Fahrradunfall, Komplikationen nach einer Schwangerschaft, eine unglücklich verlaufene Weisheitszahn-OP,…
So viel ist möglich und weit außerhalb unseres Beinflussungshorizontes.
Doch wenn die Wehwehchen, Krankheiten und Beschwerden erst einmal da sind, sollten sie auf keinen Fall verheimlicht werden (Stichwort: vorvertragliche Anzeigepflicht!)
Diese können zu höheren Beiträgen, aber auch zu Leistungsausschlüssen oder im schlimmsten Fall zur Ablehnung führen. Dann bekommst du keinen Versicherungsschutz mehr.
Daher immer frühestmöglich, so gesund wie möglich auch an den Worstcase denken und ihn adäquat absichern!
Ich hoffe, dass diese Tipps hilfreich für dich waren.
Bald folgt mehr zu den Leistungsfällen und deren Bearbeitung und Ablehnungen.